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Räum- und Streufahrzeuge: So verhalten Sie sich richtig

Wenn der Winter die Straßen mit Schnee und Eis bedeckt, sind Räum- und Streufahrzeuge unermüdlich im Einsatz. Doch wie verhält man sich als Autofahrer richtig, wenn man ihnen begegnet? Wann darf man überholen? Und was ist beim Parken in schneereichen Nächten zu beachten? In diesem Ratgeber klären wir die wichtigsten Fragen und geben wertvolle Tipps für den sicheren Umgang mit Winterdienstfahrzeugen.

Warum sind Räum- und Streufahrzeuge wichtig?

Räum- und Streufahrzeuge sorgen dafür, dass Straßen auch bei winterlichen Bedingungen befahrbar bleiben und die Verkehrssicherheit erhöht wird. Dabei übernehmen sie unterschiedliche Aufgaben:

  • Räumfahrzeuge entfernen Schnee von der Fahrbahn. Sie sind meist mit großen Schneepflügen ausgestattet, die den Schnee zur Seite schieben.
  • Streufahrzeuge verteilen Salz, Sand oder Splitt, um Eisbildung zu verhindern oder glatte Straßen weniger rutschig zu machen.

Winterdienstfahrzeuge vereinen oft beide Funktionen: Sie räumen den Schnee und streuen gleichzeitig, um die Fahrbahn sicherer zu machen. Für diese Einsätze gelten besondere Regeln, die sowohl die Arbeit des Winterdienstes erleichtern als auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleisten.

ACV VorteilWichtig zu wissen!

Räum- und Streufahrzeuge haben laut § 35 Abs. 6 StVO Sonderrechte und dürfen "auf allen Straßen und Straßenteilen und auf jeder Straßenseite in jeder Richtung zu allen Zeiten fahren und halten, soweit ihr Einsatz dies erfordert". Diese Regelung ermöglicht ihnen, flexibel Schnee und Eis zu beseitigen, wobei Autofahrer verpflichtet sind, ihre Arbeit nicht zu behindern und besondere Vorsicht walten zu lassen.

    Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich dem Winterdienst begegne?

    Wenn Sie einem Räumfahrzeug begegnen, ist besondere Vorsicht geboten. Halten Sie ausreichend Abstand, um den Winterdienst in Ruhe arbeiten zu lassen und um ihr Fahrzeug vor aufgewirbeltem Streugut wie Salz oder Splitt zu schützen. Dies kann Schäden am Lack, an der Windschutzscheibe oder an Scheinwerfern verursachen kann, die in der Regel nicht vom Winterdienst ersetzt werden, da der Einsatz von Streugut zur Verkehrssicherheit zählt. 

    Kommt Ihnen ein Winterdienstfahrzeug entgegen, fahren Sie möglichst weit rechts, um den breiten Schneepflügen Platz zu machen. Halten Sie bei Bedarf kurz am Fahrbahnrand, um sicher auszuweichen

    Darf man Räum- oder Streufahrzeuge überholen?

    Grundsätzlich dürfen Räum- und Streufahrzeuge überholt werden, sofern es die Straßenverkehrsordnung erlaubt. Doch Vorsicht: Bei unklarer Verkehrslage – etwa durch eingeschränkte Sicht bei Schnee, Nebel oder starken Schneeverwehungen – ist das Überholen gemäß § 5 Abs. 3 Nr. 1 StVO verboten. Dieses Risiko ist besonders bei winterlichen Bedingungen hoch. Räumfahrzeuge sind zudem häufig mit breiten Schneepflügen ausgestattet, die viel Platz beanspruchen und Schnee zur Seite schieben. Dabei entstehen Schneewälle, die die Kontrolle über das Fahrzeug erschweren können. Hinzu kommt, dass die Bereiche neben der geräumten Spur oft glatter und rutschiger sind, was die Gefahr erhöht, ins Schlingern zu geraten

    Überlegen Sie daher genau, ob ein Überholen wirklich notwendig ist und überholen Sie nur, wenn die Situation eindeutig sicher ist. Unerlaubtes Überholen bei unklarer Verkehrslage wird mit einem Bußgeld von 100 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet. Sollte es dabei zu einer Gefährdung kommen, drohen 250 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Es gilt: Geduld bewahren und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer in den Vordergrund stellen.

    Wie verhält man sich bei Räumfahrzeugen auf der Autobahn?

    Winterdienstfahrzeuge sind auch auf Autobahnen unterwegs, fahren aber meist deutlich langsamer als der übrige Verkehr. Passen Sie deshalb Ihre Geschwindigkeit den winterlichen Verhältnissen an und vermeiden Sie riskante Fahrmanöver. Verzichten Sie auf Überholversuche, wenn mehrere Winterdienstfahrzeuge in Kolonne oder nebeneinander fahren, um mehrere Spuren gleichzeitig zu räumen.

    Gut zu wissen: Räumfahrzeuge dürfen auf Autobahnen die Rettungsgasse nutzen, wenn dies zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit notwendig ist, insbesondere bei extremen Wetterlagen. Achten Sie darauf, dass Sie die Rettungsgasse immer korrekt freihalten, da das Blockieren oder unberechtigte Befahren mit einem Bußgeld von 200 Euro, zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot geahndet wird.

    Wie parkt man im Winter richtig?

    Räumfahrzeuge sind oft schon in den frühen Morgenstunden unterwegs, um Straßen von Schnee und Eis zu befreien. Damit der Winterdienst reibungslos arbeiten kann, sollten Sie Ihr Fahrzeug so parken, dass es die Räumfahrzeuge nicht behindert. Achten Sie darauf, dass auf der Fahrbahn mindestens 3,5 Meter Platz bleibt, indem Sie möglichst weit rechts parken und so den Winterdiensten genügend Raum für ihre Arbeit zur Verfügung stellen. Steht Ihr Fahrzeug zu nah an der Fahrbahn und wird dabei vom Winterdienst beschädigt, haftet dieser in der Regel nur bei nachgewiesener Fahrlässigkeit.

    Blockieren Sie keine wichtigen Bereiche wie Einfahrten, Kreuzungen oder Wendeplätze – solche Behinderungen können den Winterdienst erheblich einschränken und im schlimmsten Fall zu Abschleppkosten führen. Diese müssen Sie als Fahrzeughalter selbst tragen, da falsch abgestellte Fahrzeuge gemäß der Straßenverkehrsordnung (§ 12 Abs. 3 StVO) als Behinderung gelten. Zusätzlich drohen Bußgelder von mindestens 20 Euro, die bei erheblicher Behinderung des Verkehrs oder Rettungswegen auf bis zu 100 Euro steigen können. In besonders schweren Fällen, wie der Blockierung von Rettungswegen, können zudem Punkte in Flensburg verhängt werden.

    Tipp: Parken Sie Ihr Fahrzeug im Winter möglichst nicht am Straßenrand, sondern auf privaten Stellflächen oder Parkplätzen. So erleichtern Sie den Winterdiensten ihre Arbeit und profitieren selbst von sicher und vollständig geräumten Straßen.

    Fazit: Was ist im Umgang mit Räum- und Streufahrzeugen wichtig?

    Räum- und Streufahrzeuge sorgen für sichere Straßen bei Eis und Schnee – und auch Sie können durch Ihr Verhalten dazu beitragen, den Winterverkehr reibungslos zu gestalten:

    • Fahrweise anpassen und Abstand halten: Reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit, fahren Sie vorausschauend und halten Sie ausreichend Abstand zu Räumfahrzeugen. So vermeiden Sie Auffahrunfälle und schützen Ihr Fahrzeug vor Schäden durch aufgewirbeltes Streugut.
    • Sicher überholen: Überholen Sie Räumfahrzeuge nur, wenn die Verkehrslage eindeutig sicher ist, und geben Sie den Winterdiensten immer genügend Raum, um ihre Arbeit effizient ausführen zu können.
    • Geduld und Zeit einplanen: Kalkulieren Sie im Winter mehr Zeit für Ihre Fahrten ein, bringen Sie Geduld mit und vermeiden Sie riskante Manöver.

    Mit diesen Maßnahmen unterstützen Sie die wichtige Arbeit der Winterdienste und sorgen gleichzeitig dafür, dass Sie und andere Verkehrsteilnehmer sicher durch den Winter kommen.

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