Sicher und mobil mit Kindern durch den Winter: Die besten Tipps für Auto, Fahrrad und Schulweg
Dicke Jacken im Auto: Ein unterschätztes Risiko
Vor allem Eltern von Kleinkindern kennen sie nur zu gut: die morgendlichen Diskussionen an frostigen Wintertagen. Erst packt man die Kleinen unter großen Protest in die dicke Daunenjacke, bis man selbst nassgeschwitzt ist. Dann im Auto alles wieder ausziehen, nur um vor der Kita von vorne zu beginnen. Da lässt man schon mal fünf gerade sein und schnallt das Kind lieber schnell in voller Wintermontur auf den Rücksitz. Verständlich, aber leider auch sehr gefährlich.
Das Problem: Winterjacken, Mäntel und Schneeanzüge sind im Auto ein Sicherheitsrisiko, denn die dicken Materialien verhindern, dass der Gurt eng am Körper anliegt. Selbst straff gezogene Gurte lassen eine gefährliche Lücke von bis zu 15 Zentimetern - die so genannte Gurtlose. Besonders gefährdet sind Babys und Kleinkinder in Babyschalen und Kindersitzen, da ihre geringere Körperspannung und die Passform der 5-Punkt-Gurte eine besonders straffen Sitz erfordern. Bei einem Aufprall oder einer Vollbremsung kann das Kind durch einen zu lockeren Gurt aus dem Sitz geschleudert und schwer verletzt werden.
Zudem verläuft der Gurt bei dicker Winterkleidung häufig über den Bauch, statt wie vorgesehen bei Kindern über die Oberschenkel und bei Erwachsenen entlang der Hüftknochen. In dieser falschen Position kann der Gurt bei einem Aufprall tief in den Bauchraum einschneiden und lebensgefährliche innere Verletzungen verursachen. Deshalb sollten Kinder immer ohne dicke Winterkleidung angeschnallt werden - auch auf kurzen Wegen zur Kita oder Schule.
Ziehen Sie Ihrem Kind vor dem Anschnallen die dicke Jacke aus und legen Sie diese wärmend über es, bis das Auto aufgeheizt ist. Für kurze Wege zum Auto sind Fleece- oder Wollwalkjacken ideal, die auch im Auto getragen werden können. Alternativ bieten sich spezielle Einschlagdecken oder Kindersitzponchos als praktische Lösung an. Wenn möglich, das Auto vorab mit einer Standheizung oder der Vorwärmfunktion eines Elektroautos aufwärmen.
Jacke aus auch für Erwachsene
Kinder sind im Auto nur dann wirklich sicher, wenn auch die Eltern auf ihre eigene Sicherheit achten. Dicke Winterjacken, Mützen und Schals können nicht nur den richtigen Sitz des Sicherheitsgurtes verhindern, sondern auch die Bewegungsfreiheit und die Sicht einschränken - ein besonders großes Risiko für den Fahrer. Gefütterte Handschuhe und dicke Winterstiefel beeinträchtigen zudem die Feinfühligkeit am Lenkrad und an den Pedalen. Zwar gibt es keine gesetzliche Vorschrift für geeignetes Schuhwerk am Steuer, doch bei einem Unfall kann ungeeignetes Schuhwerk zu Problemen mit der Versicherung führen. Es empfiehlt sich daher, im Winter ein Paar trockene und rutschfeste Schuhe im Auto zu haben.
Rutschpartie vermeiden: Sicher mit dem Rad unterwegs
Im Winter benötigen Kinder auf dem Fahrrad besonderen Schutz und spezielle Ausrüstung, um auf rutschigen Wegen sicher unterwegs zu sein:
- Reifen mit gutem Profil oder spezielle Winterreifen wie Mountainbike- oder Spikereifen bieten hierbei optimalen Halt. Ein etwas geringerer Reifendruck kann die Bodenhaftung zusätzlich verbessern.
- Senken Sie den Sattel etwas ab, damit Ihr Kind bei Rutschgefahr leichter mit den Füßen den Boden erreichen kann.
- Eine regelmäßige Kontrolle der Bremsen ist besonders wichtig, da diese bei Kälte und Nässe schneller an Wirkung verlieren. Tauschen Sie abgenutzte Bremsbeläge rechtzeitig aus.
- Vor allem im Winter sollte Ihr Kind nie ohne Helm fahren, da die Sturzgefahr auf glatter Fahrbahn erhöht ist. Spezielle Helmunterzieher sorgen dafür, dass der Helm auch bei Kälte gut sitzt und optimalen Schutz bietet.
- Üben Sie mit Ihrem Kind das Bremsen, Lenken und Kurvenfahren auf glattem Untergrund, um Sicherheit und Selbstvertrauen zu stärken.
- Bei vereisten Straßen sollte Ihr Kind das Fahrrad besser stehen lassen!
Immer strahlend voraus - die richtige Beleuchtung
Achten Sie vor allem darauf, dass die Beleuchtung des Kinderfahrrads im Winter zuverlässig funktioniert. Vorne sollten ein Scheinwerfer und ein weißer Reflektor für gute Sichtbarkeit sorgen, hinten ein Rücklicht und ein roter Reflektor. Zusätzliche Reflektoren an den Pedalen sowie Katzenaugen oder reflektierende Streifen an den Reifenflanken sind ebenfalls notwendig und vorgeschrieben.
Wichtig: Kinder bis etwa sechs Jahre mit Rädern bis 18 Zoll gelten nach § 24 der Straßenverkehrsordnung als Fußgänger. Sie dürfen nur auf Gehwegen fahren und unterliegen nicht den Beleuchtungsvorschriften der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Dennoch empfiehlt es sich im Winter auch bei kleinen Kindern, die Sichtbarkeit durch Lampen, Reflektoren und Speichenleuchten zu erhöhen
Winterfester Fahrrad-Transport mit Kindern
Wenn Sie Ihr Kind im Winter mit dem Fahrrad, Lastenrad oder Anhänger transportieren, achten Sie darauf, dass auch Ihr Fahrrad wintertauglich und sicher ist. Wichtig sind gute Reifen für glatte Straßen, zuverlässige Bremsen und ein Schutz vor Kälte und Wind für Ihr Kind – dazu eignen sich warme Decken, Sitzbezüge oder spezielle Wetterschutzhüllen für Anhänger und Lastenräder.
Die richtige Sitzposition, ein gut angelegter Sicherheitsgurt und ein passender Helm sind unerlässlich – auch im Lastenrad oder Anhänger. Überprüfen Sie regelmäßig die Befestigung des Sitzes oder der Gurte, um die Sicherheit zu gewährleisten. Fahren Sie vorausschauend und vorsichtig, passen Sie Ihre Geschwindigkeit an glatte Straßen an und vermeiden Sie abrupte Bremsmanöver. Reinigen Sie regelmäßig Salz- und Schmutzrückstände, um Korrosion zu vermeiden.
Gute Planung für einen sicheren Schulweg
Wenn Ihr Kind im Winter den Schulweg alleine bestreitet, muss es gut vorbereitet sein. Dunkelheit, Glätte und eingeschränkte Sicht können schnell zur Gefahr werden. Mit guter Planung können Sie Ihrem Kind helfen, sicher zur Schule zu kommen:
- Schulweg üben: Bereiten Sie Ihr Kind auf winterliche Gefahren wie ungestreute Wege und eingeschränkte Sicht vor. Wiederholen Sie den Weg in unterschiedlichen Licht- und Wetterverhältnissen, damit sich Ihr Kind sicher fühlt.
- Sicher statt schnell: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Wählen Sie gut beleuchtete, wenig befahrene Straßen mit Ampeln oder Zebrastreifen.
- Verhalten an der Straße: Erklären Sie Ihrem Kind, wie wichtig es ist, mit Autofahrern Blickkontakt aufzunehmen, bevor es die Straße überquert.
Sichtbar auf allen Wegen
Egal ob mit Fahrrad, Roller oder zu Fuß - es ist immer wichtig, dass Ihr Kind für andere Verkehrsteilnehmer gut sichtbar ist. Helle, farbenfrohe Kleidung spielt dabei eine wichtige Rolle, da Kinder im Abblendlicht erst aus ca. 25 Metern Entfernung erkannt werden. Eine Warnweste, die über der Jacke getragen wird, verbessert die Sichtbarkeit deutlich - achten Sie auf die Norm EN ISO 20471. Reflektierende Elemente an Kleidung, Mütze oder Schulranzen machen Ihr Kind bis zu 140 Meter sichtbar.
Eine praktische Ergänzung sind Reflexsprays für Textilien. Damit lassen sich individuelle Symbole oder Muster gestalten, die tagsüber unsichtbar sind, aber im Dunkeln leuchten - eine kreative und effektive Möglichkeit, die Sicherheit Ihres Kindes zu erhöhen. So kommen Ihre Kinder und auch Sie sicher durch die kalte und dunkle Jahreszeit.
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