Sicher Autofahren im Alter: Fahrtüchtigkeit von Senioren erkennen und erhalten
Wie können Angehörige sicherstellen, dass ihre Eltern oder Großeltern noch sicher fahren können? Und wie bleiben Senioren möglichst lange mobil? Die eigenen Fähigkeiten verändern sich oft so schleichend, dass man selbst nicht merkt, wie es um die eigene Fahrtüchtigkeit bestellt ist.
Dies ist gerade für die Angehörigen eine schwierige Situation, wenn Sie die Fahrtüchtigkeit der eigenen Eltern ansprechen.
Die Zahlen geben besorgten Angehörigen allerdings Recht. Denn die Statistik zeigt: Senioren verursachen häufiger Unfälle als Pkw-Fahrer mittleren Alters. Das bestätigt auch Prof. Dr. Klaus O. Rompe, ehemaliger Präsident der Gesellschaft für Ursachenforschung bei Verkehrsunfällen (GUVU) und fügt hinzu: "Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der Senioren als Hauptverursacher bei Pkw-Unfällen mit Personenschaden wieder zu."
Gründe für abnehmende Fahrtüchtigkeit
Höchst aufschlussreich sind dabei die "Schwerpunkte im Fehlverhalten" der Senioren, die die Bundesstatistiker bei Unfällen ermittelten: So verursachen ältere überdurchschnittlich viele Unfälle im Zusammenhang mit Fußgängern, Vorfahrtsverletzungen oder Abbiegefehlern. Dafür gibt es Erklärungen. Rompe: "Senioren können Bewegungen schlechter wahrnehmen, haben ein begrenztes peripheres Sichtfeld und Probleme bei der Selektion relevanter Objekte."
Doch nicht nur die Wahrnehmungsfähigkeit leidet mit zunehmendem Alter. Die Fahrtüchtigkeit kann durch mehrere weiteren Faktoren beeinflusst werden:
- Verschlechtertes Sehvermögen (z.B. Sehschärfe, Sehstärke bei Dämmerung)
- Verschlechterte Hörfähigkeit
- Bewegungsunfähigkeit (z.B. Probleme beim Schulterblick oder fehlendes Gefühl in den Füßen beim Treten der Pedale)
- Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Demenz, Parkinson oder Schlaganfall)
Fahrleistung richtig einschätzen
Angehörige von älteren Menschen oder Senioren sollten sich immer wieder ein Bild vom Fahrverhalten machen, um auf eventuelle Verschlechterungen der Fahrtüchtigkeit rechtzeitig reagieren zu können.
Erste Warnsignale, dass die Fahrtüchtigkeit mehr und mehr abnimmt, können sein:
- Kratzer oder Dellen am Auto oder in der Garage
- Auffallender unsicherer Fahrstil
- Kein vorausschauendes Fahren
- Koordination & motorische Probleme
- Unsicherheit auch in gewohnter Umgebung
- Das Aufschieben oder Vermeiden von Fahrten wie zum Einkaufen oder Arztbesuchen
Tipps für Angehörige und Betroffene
Das Thematisieren der Fahrtüchtigkeit gegenüber den eigenen Eltern ist für allen Beteiligten zumeist keine leichte Situation. Zwar tun sie dieses zum Schutz der älteren Menschen, diese sehen darin aber auch häufig einen Angriff ihrer Person.
Daher sollten Angehörige in der Kommunikation immer versuchen positiv zu sprechen und niemanden direkt zu beschuldigen. Überlegen Sie unbedingt, welches Ziel Sie im Gespräch erreichen wollen und prüfen sie die Möglichkeiten, die sich hinsichtlich der Einschränkungen bieten.
Führen Sie das eigentliche Gespräch in einem entspannten Moment, ohne Druck aufzubauen. Behutsam, sachlich und mit viel Fingerspitzengefühl. Bieten Sie Ihre Hilfe an und vermeiden Sie Vorwürfe.
Fahrtüchtigkeit von Senioren: Lösungen anbieten
Je nach Einschränkung können schon Ratschläge helfen, das Fahrverhalten zu verbessern und so älteren Menschen wieder mehr Sicherheit beim Autofahren zu geben. Angehörige können diese gemeinsam mit ihren Verwandten besprechen, etwa folgende Tipps können helfen:
- Bei alltäglichen Besorgungen immer die gewohnte Strecke fahren
- Fahrten bei Dämmerung und Dunkelheit vermeiden
- Fahrten bei unsicheren Straßenverhältnissen, etwa Glätte, Schnee oder Starkregen vermeiden
- Strecken mit unübersichtlichen Verkehrssituationen umfahren
Wenn körperliche Defizite auftreten, kann auch ein Arztbesuch die Situation deutlich verbessern. Bei Einschränkungen der Sehkraft kann etwa der Augenarzt Lösungen wie eine Operation anbieten und damit oft einen guten Anteil der Sehkraft wieder herstellen. Auch etwa die Hörgeräte neu einstellen zu lassen, kann dabei helfen, dass Senioren wieder sicherer unterwegs sind.
Assistenzsysteme können Schwächen ausgleichen
Auch im Bereich Assistenzsysteme gibt es inzwischen einige technische Helfer, die älteren Menschen das Autofahren erleichtern und Defizite ausgleichen. Dazu zählen nicht nur "denkende" Gurtkraftbegrenzer, die die Gurtbelastung abhängig von Größe und Gewicht der Insassen abstufen, sondern auch adaptive Airbags, mit denen sich die Belastung des bei Senioren besonders empfindlichen Brustkorbs reduzieren lässt.
Hinzu kommen weitere Kriterien, die Senioren beim Kauf eines neuen Fahrzeugs berücksichtigen sollten. So begünstigen eine höhere Sitzposition und große Fensterflächen die Rundumsicht, während moderne Assistenzsysteme schon heute zahlreiche kritische Verkehrssituationen wirkungsvoll entschärfen können: Totwinkel-Assistenten, Spurverlassens-Warner, Nachtsichtgeräte und automatische Notbremssysteme sind zwar kostspielig, können sich aber unter Umständen durchaus als lebensrettend erweisen.
Fahrsicherheitstraining für Senioren und Angehörige
Um die Fahrtauglichkeit zu erhalten und zu verbessern, bietet sich ein Fahrsicherheitstraining speziell für ältere Autofahrer an. Dies wird oft etwa von Fahrschulen, dem TÜV oder auch von den Verkehrswachten angeboten.
Bei diesen Fahrtrainings nimmt man mit dem eigenen Auto teil, erhält vom Fahrlehrer individuelle Tipps und kann Schwächen im eigenen Fahrverhalten offen besprechen und für diese Situationen trainieren. Als ACV Mitglied erhalten Sie Vergünstigungen auf ein Fahrsicherheitstraining.
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