MPU-Kosten: Das kommt auf Verkehrssünder zu
Die MPU wird in Deutschland umgangssprachlich auch als Idiotentest bezeichnet. Diesen Namen trägt die MPU aber zu Unrecht. Einerseits, da sie sich nicht um einen Test im ursprünglichen Sinne handelt, andererseits, weil die Untersuchung nicht einfach zu bestehen ist und sich Verkehrssünder daher gut auf die Maßnahme vorbereiten sollten.
Eine MPU führt aufgrund von Vorbereitungskursen und der Prüfung selbst häufig zu nicht unerheblichen Kosten. Wir zeigen, was auf MPU-Prüflinge zukommt und mit welchen Kosten sie rechnen müssen.
MPU – was ist das eigentlich?
Die drei Buchstaben stehen für Medizinisch-Psychologische Untersuchung. Diese wird angeordnet, wenn einem Fahrzeugführer aufgrund eines erheblichen Verkehrsverstoßes oder durch Alkohol bzw. andere Drogen am Steuer der Führerschein entzogen wurde. Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung setzt sich aus drei Teilen zusammen:
- eine ärztliche Kontrolle
- ein psychologisches Gespräch
- eine Überprüfung der Leistungsfähigkeit (Reaktion, Aufmerksamkeit, Konzentration).
Sie dauert in der Regel drei bis vier Stunden und wird an einem einzigen Termin vollzogen.
Nach bestandener MPU-Prüfung kann es noch mal zwischen zwei und fünf Wochen dauern, bis man den Führerschein zurückbekommt. Es muss eine Wiedererteilung beantragt werden, welche von der Führerscheinstelle geprüft wird. Liegt der Führerscheinentzug mehr als zwei Jahre zurück, kann es sein, dass man eine erneute Fahrprüfung absolvieren muss.
Durchgefallen? Da keine Frist besteht, kann man nach dem Nichtbestehen sofort erneut an der MPU teilnehmen. In der Regel wird dies jedoch nicht empfohlen, da man sich zunächst besser vorbereiten sollte.
Führerschein zurückbekommen ohne MPU?
Es gibt auch die Möglichkeit, trotz Anordnung die Fahrerlaubnis ohne MPU zurückzuerhalten. Die Anordnung zur MPU-Teilnahme wird nach 15 Jahren automatisch aus den Akten gelöscht. Nach Ablauf dieses Zeitraumes können Betroffene ihre Fahrerlaubnis ohne MPU zurückerhalten. Jedoch muss in diesem Fall eine erneute Prüfung abgelegt werden.
MPU Kosten: Sache der Begutachtungsstellen
Bis zum 31.07.2018 waren die MPU-Kosten in der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr (kurz: GebOSt) geregelt und bundesweit gültig. Seit dem 1. August 2018 können die Begutachtungsstellen die Gebühren jedoch frei bestimmen. Das bedeutet: Es gibt keine einheitlichen Preise mehr.
Stattdessen bestimmen das Vergehen und der Verwaltungsaufwand für ggf. weitere notwendige Maßnahmen die Kosten der MPU. Kommen zur eigentlichen Untersuchung beispielsweise noch ein Abstinenznachweis (Urinproben, Haarproben etc.), eine MPU-Vorbereitung und eine Beratung hinzu, kann sich der Gesamtpreis auf 1.800 Euro und mehr belaufen.
Merke: Die MPU-Kosten lassen sich im Voraus nur schätzungsweise berechnen. Entsprechend kann es sich lohnen, verschiedene Begutachtungsstellen miteinander zu vergleichen.
Die Kosten für die MPU konkretisiert
Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung selbst kostet im Schnitt 450 Euro. Es ist jedoch empfehlenswert, diese Untersuchung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sich gut vorzubereiten. Und zwar idealerweise durch einen MPU-Vorbereitungskurs. Die Kosten für einen solchen Kurs variieren, je nach Anbieter und Dauer, zwischen 150 und 800 Euro. Das ist zwar viel Geld, kann den Autofahrer aber vor weiteren (finanziellen) Schäden aufgrund eines Nichtbestehens der MPU schützen.
Zusätzlich gibt es noch die MPU-Beratung. Diese kann in Gruppen, als Einzelleistung sowie online stattfinden. Dementsprechend kann sich dieses Beratungsangebot unterschiedlich stark auf die Kosten der MPU auswirken. Der verkehrspsychologische Berater hilft dem oder der Betroffenen dabei, das individuelle Vorgehen und die Vorbereitung auf die Untersuchung zu planen. Darüber hinaus stellt er eine Bescheinigung aus, die beim MPU-Gutachter vorgelegt werden kann.
Die Durchfallquote bei der MPU liegt bei circa 35 Prozent – wer sich nicht ausreichend vorbereitet, läuft Gefahr, ein negatives Ergebnis zu erzielen. Dann fallen all die genannten Gebühren erneut an.
MPU Sonderbedingungen in der Probezeit
Junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren sind besonders häufig an Unfällen im Straßenverkehr beteiligt. Das liegt zum einen an der geringen Erfahrung der Fahranfänger, zum anderen an der häufig höheren Risikobereitschaft junger Menschen. Um dieser hohen Unfallgefährdung entgegenzuwirken, gibt es die Probezeit. Die gute Nachricht: Auch in dieser führt ein kleiner Verkehrsverstoß nicht zwangsläufig zur MPU samt hoher Kosten. Zur Feststellung der Schwere eines Vergehens hat der Gesetzgeber die Verstöße in zwei Gruppen unterteilt: Kategorie B sind leichtere Verstöße (z. B. die Nutzung des Handys am Steuer), Kategorie A sind schwerwiegende Vergehen (Unfälle, Fahrerflucht, das Fahren unter Drogeneinfluss, …).
Begeht der Fahranfänger während seiner Probezeit zwei Verstöße der Kategorie B oder einen Verstoß der Kategorie A, erfolgt die Anordnung eines Aufbauseminars. Dieses kostet etwa 200 Euro. Darüber hinaus verlängert sich die Probezeit auf insgesamt vier Jahre. Sollte der Fahranfänger nach dem Besuch dieses Seminars erneut auffällig werden, droht eine MPU. Das gilt auch, wenn das Aufbauseminar nicht erfolgreich beendet wurde.
In schwerwiegenden Verstößen (z. B. zu hoher Alkoholwert am Steuer) kann sogar direkt ein Fahrverbot und eine MPU angeordnet werden. In manchen Fällen muss nach bestandener MPU zusätzlich noch das Aufbauseminar absolviert werden. Aber Achtung: Die Kosten für die MPU können wesentlich höher sein als die für ein Aufbauseminar.
Rechtliche Beratung
Die Kosten für die MPU können eine große Lücke in das Portemonnaie reißen. Umso wichtiger ist es, Alkohol und andere Drogen am Steuer zu vermeiden und die Verkehrsordnung zu achten! Wenn es dann doch einmal passiert ist, der Bescheid im Briefkasten landet und Sie die Entscheidung anzweifeln, brauchen Sie eventuell gute Beratung. Als ACV Mitglied profitieren Sie von einer kostenlosen Rechtsberatung.
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