Mittelspurschleicher: Wie lange darf man auf der Mittelspur fahren?
In Deutschland herrscht das Rechtsfahrgebot. Das heißt konkret: Wann immer es möglich ist, sollten Verkehrsteilnehmer den rechten Fahrstreifen benutzen.
Das gilt insbesondere auf der Autobahn, unabhängig davon, ob es sich um eine zwei- oder dreispurige Autobahn handelt. Mittlere und linke Fahrstreifen sind in erster Linie für das Überholen gedacht. Doch immer wieder kommt es vor, dass Verkehrsteilnehmer dauerhaft den mittleren Fahrstreifen benutzen. Fahren sie zudem sehr langsam, spricht man im Volksmund von einem Mittelspurschleicher.
Das Problem: Durch das langsame Fahren möchten andere Verkehrsteilnehmer den Mittelspurschleicher überholen. Befinden sich die anderen Fahrer auf der rechten Fahrbahn, wie es der Gesetzgeber vorsieht, so müssen für den Überholvorgang zwei Fahrspuren überwunden werden. Nähert sich beim Überholen von hinten ein deutlich schnellerer Verkehrsteilnehmer, steigt die Gefahr eines Auffahrunfalls.
Wann ist das Fahren auf der Mittelspur erlaubt?
Im Straßenverkehr kommt es vor allem darauf an, Rücksicht aufeinander zu nehmen und eine Gefährdung oder Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer auszuschließen. Mittelspurschleicher nehmen diese Rücksicht nicht sehr ernst - sie behindern den Verkehrsfluss und tragen unter Umständen zur Entstehung von Unfällen bei.
Daher regelt § 2 Abs. 2 StVO klar, dass Verkehrsteilnehmer grundsätzlich möglichst weit rechts fahren müssen. Allerdings sieht der Gesetzgeber hier auch einige Ausnahmeregelungen vor (§ 7 Abs. 3c StVO), die den Sachverhalt erschweren können:
„Sind außerhalb geschlossener Ortschaften für eine Richtung drei Fahrstreifen mit Zeichen 340 gekennzeichnet, dürfen Fahrzeuge, abweichend von dem Gebot, möglichst weit rechts zu fahren, den mittleren Fahrstreifen dort durchgängig befahren, wo – auch nur hin und wieder – rechts davon ein Fahrzeug hält oder fährt.“
Dies hat den Zweck, häufige Spurwechsel zu vermeiden und so ein höheres Maß an Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig führt diese Ausnahme aber auch dazu, dass Mittelspurschleicher nicht immer sanktioniert werden können. Nur wenn Mittelspurschleicher ohne Grund langsam auf der mittleren Fahrspur unterwegs sind und so den Verkehrsfluss behindern, handelt es sich auch wirklich um eine Ordnungswidrigkeit.
So verhalten Sie sich bei einem Mittelspurschleicher korrekt
- Bleiben Sie ruhig. Wenn Sie sich über den Mittelspurschleicher ärgern, hilft Ihnen dies nicht weiter.
- Überholen Sie Mittelspurschleicher ausschließlich über den linken Fahrstreifen.
- Bringen Sie Mittelspurschleicher nicht mit Hupe oder Lichthupe in Bedrängnis. Dies könnte als Nötigung ausgelegt werden.
Darf man Mittelspurschleicher rechts überholen?
Nein, denn das Überholen auf der rechten Fahrbahnseite ist außerhalb geschlossener Ortschaften nur in Ausnahmefällen erlaubt. Bei Verstoß droht ein Bußgeld in Höhe von 100 € und ein Punkt in Flensburg. Die mögliche Geldbuße steigt, wenn es zusätzlich zu einer Gefährdung oder gar einem Unfall kommt.
Auch ist es verboten, Mittelspurschleicher durch die Betätigung der Hupe oder durch die Lichthupe zu bedrängen – sonst können Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren sowie drei Punkte in Flensburg, Fahrverbot oder sogar Entziehung der Fahrerlaubnis die Folge sein.
Kann man einen Mittelspurschleicher anzeigen?
Möchten Sie einen Mittelspurschleicher wegen Verkehrsbehinderung oder einer konkreten Gefahrensituation anzeigen, so ist das natürlich Ihr gutes Recht.
Allerdings verspricht eine Anzeige nur dann Erfolg, wenn Sie neben dem Fahrzeug auch den Fahrer konkret beschreiben können. Da nur der Fahrer, nicht aber der Halter des Fahrzeuges für den Verkehrsverstoß zur Rechenschaft gezogen werden kann, ist eine eindeutige Identifizierung – im besten Fall mit Zeugen – zwingend notwendig.
Mit welchen Bußgeldern müssen Mittelspurschleicher rechnen?
Wie hoch ein mögliches Bußgeld für Mittelspurschleicher ausfällt, hängt von der Art der Beeinträchtigung und deren Folgen ab. So werden Fahrer, die dauerhaft die Mittelspur blockieren und dadurch einen Unfall herbeiführen, natürlich härter bestraft.
Gelegentlich kommt es vor, dass Mittelspurschleicher die mittlere Fahrbahn bewusst blockieren, um etwa schnellere Autofahrer „in ihre Schranken zu weisen“. In diesem Fall handelt es sich um Nötigung, was wiederrum sehr viel höhere Strafen nach sich ziehen kann.
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