Pendeln mit dem Pedelec: Eine sinnvolle Alternative im Alltag?
Mehr Bewegung im Alltag, umweltfreundlich von A nach B kommen und dabei überfüllten Straßenbahnen oder dem täglichen Stau entkommen: Es gibt gute Gründe, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Doch es gibt auch genauso gute Gründe, es nicht zu tun. Die längere Fahrtzeit ist für viele Pendler abschreckend. Und bei längeren und anspruchsvolleren Wegstrecken muss man damit rechnen, nicht ganz frisch, sondern verschwitzt am Arbeitsplatz anzukommen.
Ein Pedelec ist da eine gute Alternative . Denn die elektrisch unterstützten Fahrräder ermöglichen es, bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h Motorleistung hinzuzuschalten – und so schneller und entspannter zu fahren als mit einem herkömmlichen Fahrrad. Wir ACV Mitarbeiter durften im Rahmen der IHK-Mobilitätstestwochen zwei Wochen lang Pedelecs testen. Für mich, eine untrainierte Gelegenheitsradlerin, die perfekte Möglichkeit, um auszuprobieren, ob ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung eine gute Ergänzung meiner alltäglichen Mobilität sein könnte.
Pendeln mit dem Pedelec: Die richtige Route
Mit großer Neugier trat ich meinen Arbeitsweg mit dem Pedelec an. Die erste Herausforderung für mich als Einsteiger: Welche Route nehme ich? Mein Arbeitsplatz befindet sich im Stadtzentrum von Köln. Eine Autobahn, eine Rheinbrücke, eine Großbaustelle sowie mehrere Verkehrsknotenpunkte liegen auf meiner rund 20 km langen Pendlerstrecke. Normalerweise lege ich diese mit dem Auto zurück, aber welcher Weg ist der beste mit dem Fahrrad? Ich habe verschiedene Apps dazu befragt, am sympathischsten war mir der Vorschlag der Outdoor-App komoot, die zusätzlich eine Navigations-Funktion bietet. Und tatsächlich: Die App führte mich fast die gesamte Strecke über Fahrradwege, die ich als Autofahrer natürlich nicht kannte. Das Fahrradnetz ist tatsächlich besser als sein Ruf.
Trotz aller Vorbereitung gab es auf meiner Route jedoch einen Abschnitt, bei dem ich mich unwohl fühlte. Eine eng bebaute Straße, versteckte Einfahrten, parkende Autos, Verkehr inklusive Bussen und LKW auf beiden Seiten, kein Fahrradweg. Hier habe ich mich auf dem Rückweg dazu entschieden, einen Umweg über Seitenstraßen und einen Park zu fahren.
Um das Experiment Pedelec sinnvoll anzugehen, empfiehlt es sich, eine fahrradtaugliche Route vorher festzulegen. Am besten verschiedenen Varianten von verschiedenen Anbietern checken. Bewusst entscheiden zwischen schneller oder schöner Strecke. Durch den Motor kommen Sie schneller an – gönnen Sie sich also ruhig die ruhigere oder schönere Route, selbst wenn diese länger ist.
Pendeln mit dem Pedelec: Ausgepowert ins Büro?
Ein Argument, das viele Fahrradverweigerer nennen ist, dass sie nicht ausgepowert und verschwitzt im Büro ankommen wollen. Der Vorteil, den das Pedelec verspricht: Bei anstrengenderen Streckenabschnitten kann der Motor dazugeschaltet werden. Und dieser Vorteil zahlt sich so richtig aus.
An steileren Stellen, etwa Brückenauffahrten oder Steigungen, schaltete ich einfach einen der vier Stufen des Motors zu und das Fahrrad schob sich leichter und ohne allzu große Anstrengung nach vorne. Das erfreuliche Resultat: Ich musste nach der Ankunft nicht wie befürchtet duschen, sondern fühlte mich dank der leichten Bewegung an der frischen Luft fit.
Mein Highlight: Entspannt über eine Autobahnbrücke radeln, unter der sich eine Automasse langsam dahinwälzte. Normalerweise stecke ich genervt mit meinem Auto in genau diesem Stau – an diesem Tag jedoch passierte ich die Stelle bestens gelaunt.
Auch wenn das Fahrradfahren mit einem Pedelec weniger anstrengend ist, sollten Sie je nach Wetter oder Dresscode am Arbeitsplatz an Wechselkleidung denken. Für Arbeitstasche, Laptop & Co. lieber in Satteltaschen oder Fahrradkorb investieren – unter einem Rucksack schwitzt man zu schnell.
Pendeln mit dem Pedelec: Eine andere Geschwindigkeit!
Was ich – übrigens genauso wie meine Mittester aus dem Kollegenkreis – feststellen konnte: Tempo machen ohne große Anstrengung macht richtig viel Spaß. Sowohl die topfitten Hobbyradler unter uns, als auch die Gelegenheitsradler wie ich, hatten jede Menge Freude an den verschiedenen zuschaltbaren Stufen des Bosch-Motors. Einfach eine Brücke hochfahren, ohne sich zu verausgaben – kein Problem. Bei Gegenwind trotzdem am Rhein entlang düsen – oh ja! Mit dem Pedelec komme ich schnell auf hohe Geschwindigkeiten, die 25 km/h schaffe ich mehrmals locker.
Aber Vorsicht: Man kommt ungewohnt schnell auf hohe Geschwindigkeiten – während man weniger Tretleistung investiert als sonst. Gerade in der Stadt ist daher eine erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Auch ich habe mich bisweilen dazu verleiten lassen, schnell über den Fahrradweg zu brettern – und merkte erst an kritischen Stellen wie Einfahrten oder Kreuzungen, dass ich mich zügeln muss. Und zwar vor allem dort, wo ich mir die Stadt mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern teile. Denn Fußgänger, Autofahrer, oder Radfahrer rechnen schließlich nicht damit, dass man mit Motorunterstützung unterwegs ist.
Hohen Nutzen und viel Spaß bietet das Pedelec außerhalb der Innenstadt. Auf längeren Fahrradwegen ohne ständige Unterbrechung kann das Pedelec seine Stärken richtig ausspielen. Aber wenn Sie sich die Wege mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen, sollten Sie den Tacho im Blick behalten und defensiv fahren – auch wenn der zuschaltbare Turbo lockt.
Fazit: Für wen lohnt sich Pendeln mit dem Pedelec?
Wer bereits mit dem Fahrrad zur Arbeit pendelt oder nur kurze Wege zurücklegt, der wird den Motor vermutlich überflüssig finden. Wer aber eine längere Strecke fährt und seinen Arbeitsweg mit der Alternative Fahrrad aufpeppen möchte, für den kann ein Pedelec die perfekte Lösung sein.
Ein Sicherheitstraining speziell fürs Pedelec ist im Vorfeld zu empfehlen. Denn das Pedelec ist nicht nur etwas schwerer und behäbiger als ein normales Fahrrad. Sondern auch eine Vollbremsung oder Ausweichmanöver bei 25 km/h sollten geübt werden.
Ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, ab und zu mit dem Pedelec zu pendeln. Ich kam wider Erwarten nicht ausgepowert, sondern entspannt ans Ziel. Mein Fazit daher: Es lohnt sich, sein eigenes Mobilitätsverhalten zu überprüfen und Neues auszuprobieren.
Mobilitätstestwochen der IHK Köln
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln gibt im Rahmen der Mobilitätstestwochen regionalen Unternehmen und ihren Mitarbeitern die Gelegenheit, alternative Mobilitätsformen auszuprobieren. Die Angestellten können sich bei diversen Kooerationspartnern Pedelecs und E-Autos ausleihen, ein Monats-Abo der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) testen oder an einem professionellen Fahrrad-Sicherheitstraining teilnehmen.
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