Traumstraßen in Europa: Schöne Routen abseits der Autobahn
Felbertauern in Österreich, Grande Corniche in Frankreich, Tremola in der Schweiz, Carrer Formentor auf Mallorca und Atlanterhavsveien in Norwegen: Für diese wunderschönen Straßen sollten Sie sich die Zeit nehmen. Wir zeigen Ihnen die schönsten Streckenabschnitte Europas.
Mallorca (Spanien): Jenseits vom Ballermann
Es soll ja immer noch Leute geben, die schon x-Mal auf Mallorca waren, aber nur den Süden – und da vor allem die Platja de Palma samt näherer Umgebung kennen. Was schade ist, denn seine schönsten Facetten offenbart Mallorca im Westen und Norden.
Am eindrucksvollsten erleben lassen sie sich auf der rund 75 Kilometer langen Strecke von Sóller zum Cap Formentor. Vorbei an einem der schönsten Dörfer Spaniens (Fornalutx) und dem höchsten Berg der Insel (Puig Major, 1443 m) windet sich die Straße mit der Kennnummer MA 10 durch das Tramuntana-Gebirge hinab nach Port de Pollenca – und dann kommt das imposante Finale: Die Carrer Formentor führt durch ganz großes Landschaftskino zum gleichnamigen Kap an der Nordspitze Mallorcas, von dem aus bei klarem Wetter die Schwesterinsel Menorca zu sehen ist. Frühaufsteher sind am Kap klar im Vorteil: Abgesehen von tollen Sonnenaufgängen gibt es hier morgens auch noch Parkplätze.
Tremola (Schweiz): Gotthard auf die alte Tour
Wer wissen will, wie sich unsere Vorfahren nach Italien – oder auch zurück – mühten, sollte an einem schönen Sommertag mal nicht durch den Gotthard-Tunnel, sondern oben drüber fahren und auf der Südseite statt der 1977 eröffneten neuen Passstraße die antike Tremola-Trasse wählen.
Das längste Baudenkmal der Schweiz wurde vor fast 200 Jahren in den Fels gehauen, 1951 rekonstruiert – und liefert neben wunderschönen Ausblicken auf die Alpengipfel einen dramatischen Rückblick auf die Anfänge der automobilen Touristik: 24 gemauerte Kehren und diverse weitere Kurven sind zu bewältigen, die durchgängig mit Granit gepflasterte Piste bildet vor allem bei Regen auch im Zeitalter von ABS und ESP noch heute eine fahrerische Herausforderung. Nur kochende Motoren und glühende Bremsen muss man bei modernen Autos nicht mehr fürchten: Die maximale Steigung beträgt nur 8 Prozent.
Grande Corniche (Frankreich): James Bond war auch schon da
Von Nizza nach Monaco kommt man auch per Hubschrauber. Das geht schnell (8 Minuten), ist aber auch teuer (100 Euro). Alternativ geht es auch über die Autobahn (langweilig), mit dem Zug (unbequem) oder auf einer der beiden unteren Küstenstraßen (immer verstopft). Die schönste, weil aussichtsreichste Alternative bildet die Grande Corniche, die sich rund 500 Meter oberhalb der Côte d'Azur an den Hängen der Seealpen entlangschlängelt.
Schon Pierce Brosnan alias James Bond preschte mit seinem legendären Aston Martin DB5 in der Eröffnungssequenz von „Golden Eye“ durch die zahlreichen Kurven, doch zum Rasen ist die Strecke viel zu schade. Hinter fast jeder Kurve eröffnen sich neue Blickwinkel auf das natürliche Umfeld der Reichen und Schönen – und wer die Halbinsel von Cap Ferrat einmal im milden Abendlicht gesehen hat, begreift sofort, warum die Milliardärsdichte dort höher ist als irgendwo sonst auf der Welt.
Felbertauern (Österreich): Staufrei in den Süden
Stau am Brenner? Unfall auf der Tauernautobahn? Die mitten durch den Nationalpark Hohe Tauern führende Felbertauernstraße bildet eine höchst beschauliche Alternative zu den gängigen Verkehrsadern durch Österreich in Richtung Adria. Mehr als hundert Dreitausender säumen die 37 Kilometer lange und größtenteils dreispurig ausgebaute Strecke zwischen Mittersill im Salzburger Land und Matrei in Osttirol.
Hinzu kommt ein finanzieller Anreiz: Für die in der Regel staufreie Route ist zwar eine Maut in Höhe von 11 Euro je Richtung zu zahlen, doch weil die Betreiber keinen Unterschied zwischen Pkw, Wohnmobilen oder Gespannen machen, ist sie besonders für Camper interessant: Wer bei Kiefersfelden von der A12 abfährt, spart die österreichische Autobahnmaut und je nach Größe des Gefährts bis zu 60 Euro.
Atlanterhavsveien (Norwegen): Kreuzfahrt auf vier Rädern
Zugegeben: Die norwegische Reichsstraße 64 nördlich von Bergen liegt nicht gerade um die Ecke. Norwegen-Urlauber aber sollten unbedingt versuchen, sie in ihre Reiseplanung einzubauen, denn mehr Meer kann man mit dem Auto nicht erfahren: Zwischen Vevang und Karvag überquert der Atlanterhavsveien den Kvernesfjord, verbindet dabei mit acht Brücken auf einer Länge von neun Kilometern eine Kette von Inseln und Schären und bietet je nach Wetterlage unterschiedlich spektakuläre Perspektiven.
Bei malerischen Sonnenuntergängen ist die maritime Idylle perfekt, bei strammem Westwind dagegen sollte man das Lenkrad stets gut festhalten – und sich nicht erschrecken, wenn der Atlantik ab und zu mal einen ordentlichen Brecher über die Straße wirft.
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